Montag, 5. September 2016

... zum Thema Stadionsprecher


Sprecher haben eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Sie informieren über Stadionzeit, Bahnverteilungen, Ergebnisse, etc. Sie sollten aber auch überlegen, ob eine Durchsage irgendeine Information enthält, weil unnötige Ankündigungen die Konzentration der Athleten und Kampfrichter stören. Dauerreden führen dazu, dass man „abschaltet“ und dann wichtige Informationen überhört. Besonders krasse Beispiele für unsinnige* Durchsagen:
Das war ein Fehlstart.“ (Wer nicht sowohl blind als auch taub ist, hat das längst registriert.)
Diesmal hat der Start geklappt.“ (wie oben)
Das war wieder ein toller Versuch.“ (Darf ich das bitte selbst beurteilen?)
Hilfreich ist hingegen z.B. ein Hinweis auf einen Rekordversuch bei einem vertikalen Sprung.
Ganz besonders wichtig: Beim Start und dessen Vorbereitung hat der Sprecher Pause und eine eventuelle Musikberieselung eingestellt zu werden!
Die Aufgaben des Sprechers sind in der Regel 134 klar definiert. Von einer Tätigkeit als Reporter, der dem Publikum erzählt, was es ohnedies selbst sieht oder gar als Stimmungskanone ist dort keine Rede. Und eventuelle Musik darf keine störende Lautstärke erreichen. Ein Leichtathletikmeeting ist eine seriöse Veranstaltung und kein Jahrmarkt! Ich appelliere eindringlich zu berücksichtigen, wie wichtig volle Konzentration für Athleten und Kampfrichter ist.

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In Sorge um die Leichtathletik möchte ich ausnahmsweise einige persönliche Bemerkungen anschließen:
In letzter Zeit wurden manchmal sportfremde Sprecher eingesetzt, die zwar gut ausgebildete Stimmen, aber nicht die geringste Ahnung* haben, wie man sich auf einer Leichtathletikanlage verhält.
Beispiele (alle selbst erlebt!):
Dem Starter wird mehrmals die Sicht auf die Athleten verstellt.
Überquerung der Laufbahn in Traummännleinmanier* unmittelbar vor einem Start.
Bei Rundläufen in Bahnen wird verabsäumt, auf das Freihalten der Laufbahn hinzuweisen. Die Folge: Eine junge Athletin weint bitterlich, weil sie durch Zuschauer in ihrer Einzelbahn um den Sieg geprellt wurde.
Das Abfragen der Übergaben wird „vergessen“.
Obendrein wird durch unnötiges Geschwätz* die Konzentration der Athleten und Kampfrichter gestört.
Beispiele (alle selbst erlebt!):
Die Hürden haben einen Abstand von 9,14m.“
Die Führende hat bereits 10 Meter Vorsprung“ (Ist nach Regel 144.3e sogar ausdrücklich verboten!).
Angeblich erhalten diese Leute für solche schwache Darbietungen* ein Honorar von 200 Euro täglich. Das entspricht bei durchschnittlich 21,5 Arbeitstagen einem Monatsgehalt von 4300 Euro, ohne dafür irgendeine Verantwortung (wie sie z.B. der Wettkampfleiter hat) zu tragen! Wenn das publik wird und sich womöglich die zuständigen staatlichen Stellen damit befassen, wird das dem Ansehen der Leichtathletik schweren Schaden zufügen.
Zusätzlich wird mancherorts auch noch ohrenbetäubende Musik gespielt (Gefahr der Benachteiligung von Athleten durch doppelte Hörfehler zwischen Weitenableser und Protokollführer).
Regelwidriges, störendes Geschwätz* und dröhnende Musik: Bei so einer Bierzeltatmosphäre* darf man sich über den Zuschauerschwund und den damit verbundenen Rückzug von Sponsoren nicht wundern. Und viele Kampfrichter wollen sich dieser Tortur* nicht mehr aussetzen. Man sollte sich erinnern: Als die österreichische Leichtathletik noch Weltrekordlerinnen und Olympiamedaillengewinnerinnen hervorgebracht hat, waren Meetings seriöse Veranstaltungen, die Sprecher haben die Regeln gekannt und respektiert und Kampfrichtern wurde nicht gedroht.
Und was sagen die entsprechenden Fachärzte dazu: „Wer Stille nicht erträgt, hat ein psychisches Problem.“